Der 45 Jahre alte frühere BVB-Stürmer (1999 bis 2005) soll die Top-Talente an die Profimannschaft heranführen
Zahlreiche Talente tummeln sich in den Nachwuchsmannschaften von Borussia Dortmund. Damit diese bestmöglich betreut werden, ist seit Anfang dieser Saison Otto Addo als Trainer an der Schnittstelle zwischen Nachwuchs und Profis für den BVB tätig. Der 45 Jahre alte frühere BVB-Stürmer (1999 bis 2005) soll die Top-Talente an die Profimannschaft heranführen, er ist zuständig für die Betreuung und zusätzliches Training dieser Spieler.
Addo kümmert sich um die herausragenden Spieler der U17-, U19- und U23-Mannschaften, aber auch um junge Spieler aus dem Profikader, die erst wenig oder noch keine Bundesliga-Erfahrung haben. Es ist ein Aufgabenfeld, das der frühere Profi selbst definiert hat: „Mir ist die Idee gekommen, als ich U19-Trainer beim HSV war.“ Bei seiner Station beim FC Nordsjaelland in Dänemark wurde die Idee konkreter, Spielern individuell zu helfen, die ein bis zwei Prozent herauszuholen, die ihnen zum Durchbruch fehlen. Addo hat ein Job-Konzept geschrieben und die neue Position des Talente-Trainers als erstes bei Borussia Mönchengladbach besetzt, bevor er zu Schwarzgelb wechselte. Mittlerweile haben mehrere Vereine diese Position etabliert.
Aktuell ruht die Arbeit des Talente-Trainers auf drei Säulen: Addo sieht sich nicht nur die Trainingseinheiten, sondern auch die Spiele der U-Mannschaften an. Ist er mal nicht live dabei, werden die wichtigsten Szenen zusammengeschnitten und analysiert. Zudem finden positionsspezifische Trainingseinheiten ein- bis zweimal pro Woche vor der Schule statt. Darin müssen die Talente spielnahe Situationen lösen, die sie auf ihre Positionen vorbereiten. Doch auch außerhalb des Trainingsgeländes trifft sich Addo mit seinen Schützlingen, um die Spieler besser kennenzulernen. Je nach Situation stattet er den Spielern monatlich oder alle zwei Monate einen Besuch ab. War jemand verletzt, könnte er eine intensivere Betreuung benötigen.
Welche drei oder vier Spieler pro Mannschaft es nach oben schaffen können und in den Genuss einer besonderen Förderung kommen, haben die jeweiligen Trainer nach der Vorbereitung entschieden. „Das ist aber nicht in Stein gemeißelt, sondern flexibel“, erklärt der Trainer, dass die Zusammensetzung der Talentegruppe im Verlauf einer Saison auch einmal wechseln kann.
„Meine Arbeit ist es, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Manche Spieler muss man bremsen, manche muss man ermutigen. Die Spieler sind unterschiedlich, darauf versuche ich einzugehen“, beschreibt der Trainer. „Die Qualität der Spieler hier ist um einiges höher als in anderen Vereinen. Es ist aber auch schwieriger, in die erste Mannschaft zu kommen.“ Auch auf Enttäuschungen muss Addo seine Schützlinge also einstellen: „Man muss realistisch sein. Die Chancen sind nicht groß, Profi zu werden. Uns ist wichtig, dass die Jungs auch die Schule beenden. Dafür erhalten wir viel Unterstützung von Lehrern.“
Das aus Addos Sicht wichtigste Ziel ist, „dass wir Spieler entwickeln, die aus Eigenmotivation versuchen, das Beste zu erreichen. Wer das richtig macht, braucht mich nicht mehr.“ Er will, dass die Spieler selbst an ihren Schwächen arbeiten. „Wenn sie lernen, bestimmte Situationen zu erkennen und selbst aktiv zu sein, machen wir einen großen Schritt nach vorn.“
Christina Reinke