Wie im Vorjahr wurde die Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA virtuell abgehalten.
Die wirtschaftliche Entwicklung von Borussia Dortmund ist durch die COVID-19-Pandemie erheblich beeinträchtigt. Dennoch wurde im Sponsoring eine Schallmauer durchbrochen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der BVB „ein besseres Ergebnis, aber noch keine Trendwende“. Wie im Vorjahr wurde die Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA virtuell abgehalten.
Hans-Joachim Watzke richtete in seinem Bericht den Fokus auf die strategische Ausrichtung von Borussia Dortmund vor dem Hintergrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie, „die uns in den vergangenen knapp zwei Jahren massiv geprägt und dazu geführt hat, dass unser Geschäftsmodell nicht mehr vollumfänglich funktioniert“. Sie habe in den beiden zurückliegenden Geschäftsjahren zu Verlusten in Höhe von 43 bzw. 72 Millionen Euro geführt. Gleichwohl habe der Klub „an Strahlkraft nichts verloren. Wir haben im Sponsoring erstmals die Marke von 100 Millionen Euro übersprungen und gehen im laufenden Geschäftsjahr an die 125 Millionen“. Der Vorsitzende der Geschäftsführung kündigte weitere Investitionen in die digitale Infrastruktur an.
Zu den zeitgleich auf der Ministerpräsidentenkonferenz diskutierten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sagte Watzke: „Wir erkennen das Primat der Politik an. Die Bundesliga ist zu Kompromissen bereit und verantwortungsbewusst.“ Auch als „Zeichen in die Gesellschaft hinein“ müsse man mit einer der Reduzierung der Zuschauerzahl leben. Die Liga sei aber kein Infektionstreiber, weder im Stadion noch bei der Anreise, zumal in Dortmund eine fünfstellige Zahl an Parkplätzen zur Verfügung stehe. Sein Appell „an Maß und Mitte“ lautete, „nicht Populismus“ um sich greifen zu lassen.
„Nachhaltigkeit“ steht weiterhin im Vordergrund wirtschaftlicher Überlegungen. „Wir wollen in Zukunft klimaneutral arbeiten“, kündigte Watzke an, der Kritik an der Tatsache abwehrte, dass der BVB seine Mitarbeiter in der Pandemie nicht in Kurzarbeit geschickt habe: „Borussia Dortmund ist ein Lebensgefühl und nicht die Ausrichtung auf eine kurzfristige ökonomische Profitbetrachtung. Bei uns kann sich jeder auf jeden verlassen.“
Sportlich sei der Klub weiterhin „nicht nur ambitioniert, sondern er kann auch Titel gewinnen“, so Watzke. Man werde sich jedoch weiterhin nicht von Erwartungen treiben lassen. „Die Grenze von Ehrgeiz und sportlichen Ambitionen beginnt bei wirtschaftlicher Unvernunft!“
Der DFB-Pokalsieg im Sommer 2021 war der fünfte große Erfolg nach 2011 (Meisterschaft), 2012 („Double“) und 2017 (Pokal). In der laufenden Bundesligasaison stehen trotz „riesiger Verletzungssorgen 30 Punkte aus 13 Spielen. Das ist außergewöhnlich gut“ – ebenso wie 17 Siege aus den saisonübergreifend jüngsten 20 Spieltagen! Als „große Enttäuschung“ bezeichnete der Vorsitzende der Geschäftsführung das frühzeitige Ausscheiden aus der lukrativen UEFA Champions League. „Aber wir haben Enttäuschung schon einmal in positive Energie umgesetzt.“ Watzke forderte Mannschaft und Trainer auf, „in der Europa League so weit wie möglich zu kommen. Es ist der einzige Titel, der Borussia Dortmund noch fehlt. Wir sollten nicht heulen, dass wir 13 Millionen Euro verloren haben, sondern versuchen, diese 13 Millionen Euro zurückzuholen.“ Mit einem Einzug ins Endspiel wären laut Geschäftsführer Thomas Treß Einnahmen von rund 17 Mio. Euro verbunden.
Treß stellte in seinem Bericht die aus der Bilanzpressekonferenz vom 9. August 2021 bekannte Ergebnisentwicklung vor und führte ausführlich durch die Zahlen. Interessantes Detail: Der medizinische Mehraufwand durch Corona-Maßnahmen summierte sich auf 2,1 Mio. €. Zum Stichtag 30. Juni 2021 wies die Kommanditgesellschaft auf Aktien Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 56,9 Millionen Euro auf. Diese konnten dank der Kapitalerhöhung auf „null“ zurückgeführt werden. Thomas Treß: „Wir haben genehmigtes Kapital genutzt, um Borussia Dortmund wetterfest zu machen und durch Corona verursachte Schäden auszumerzen.“ Über die im weiteren Verlauf der Tagesordnung anstehende Beschlussfassung über die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals sagte er: „Es gehört in den Werkzeugkasten einer börsennotierten Gesellschaft zur Stärkung des Eigenkaptals, wenn dies erforderlich sein sollte.“ Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Treß „ein besseres Ergebnis, aber noch keine Trendwende“.
In der anschließenden Generaldebatte beantworteten die Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Thomas Treß und Carsten Cramer 130 Fragen der Aktionäre und Aktionärsvertreter. Durch die Versammlung führte wie schon im Vorjahr Christian Kullmann, der in diesem Jahr zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden war. Kullmann dankte nachdrücklich seinem Vorgänger „für dessen großes persönliches Engagement“. Gerd Pieper war im September aus gesundheitlichen Gründen aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Kullmann: „Wir wünschen Gerd Pieper alles erdenklich Gute.“
Dr. Bernhard Pellens, Professor für Internationale Unternehmensrechnung sowie wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Unternehmensführung (ifu) der Ruhr-Universität Bochum, wurde mit einer Zustimmung von 86% neu in den Aufsichtsrat gewählt. „Als Mensch der Zahlen kann ich dem BVB sportlich nicht helfen. Aufgrund meiner vielfältigen Aktivitäten und meiner langjährigen praktischen Tätigkeiten kann ich ihn aber dabei unterstützen, den immer strengeren Vorgaben zur Corporate Governance nachzukommen.“
Die weiteren Anträge – u.a. Vorlage des Jahresabschlusses – wurden mit mehr als 99 Prozent der Stimmen angenommen; für die Beschlussfassung „genehmigtes Kapital“ stimmten 95,6%.
Boris Rupert
Video: Die Rede von Hans-Joachim Watzke, dem Vorsitzenden der BVB-Geschäftsführung
Video: Die Ausführungen von BVB-Geschäftsführer Thomas Treß